Wir sind über 110 freiberuflich oder angestellt tätige Lehrerinnen und Lehrer, die Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (DaF/DaZ) unterrichten. Unsere Arbeitsbedingungen sind prekär, unwürdig und führen zu Altersarmut.

Da wir nicht mehr bereit sind, diese Bedingungen zu akzeptieren, haben wir im November 2015 das Aktionsbündnis DaF Hannover gegründet, mit dem Ziel, regionaler Teil einer bundesweiten Bewegung zu werden, die unserer wichtigen Integrationsarbeit die nötige Anerkennung verschafft.

Ein erster erfolgreicher Schritt hin zu diesem Ziel war eine Demonstration am 17. Februar 2016, an der etwa 250 Personen teilnahmen – DaF-Lehrerinnen und -Lehrer, aber auch Kursteilnehmer und Vertreter der Träger (mit denen wir uns "im gleichen Boot" fühlen).

Schon im Januar schrieben wir einen Offenen Brief an Politik und Wirtschaft, den wir als unser Manifest betrachten: 

 

Bundesinnenminister Thomas de Maizière; 

Staatsministerin Aydan Özoğuz; 

Bundesminister für besondere Aufgaben Peter Altmaier;

CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag; 

SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag; 

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Fraktion im Deutschen Bundestag; 

DIE LINKE-Fraktion im Deutschen Bundestag;

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge;

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände;

SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag; 

Bündnis 90/DIE Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag; 

CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag; 

FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag; 

Verbindungsbüro zur Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe bei der Niedersächsischen Staatskanzlei; 

Niedersächsischer Integrationsrat;

SPD-Fraktion im Rat der LH Hannover; 

CDU-Fraktion im Rat der LH Hannover; 

Bündnis 90/DIE Grünen-Fraktion im Rat der LH Hannover; 

DIE LINKE-Fraktion der LH Hannover; 

FDP-Fraktion der LH Hannover; 

Oberbürgermeister der LH Hannover; 

Integrationsrat Hannover 

 

                                                                                                              Hannover, 21. Januar 2016

 

Offener Brief des Aktionsbündnisses DaF Hannover

 

Hunderttausende fliehen vor Krieg und Bürgerkrieg in unser Land. Integration ist die Aufgabe der nächsten Jahre – sagt die Politik, sagt die Wirtschaft, wissen wir alle. Um eine menschenwürdige Zukunft mit Partizipation in allen gesellschaftlichen Bereichen, vor allem um Ausbildung und Arbeit für die erwachsenen MigrantInnen zu ermöglichen, ist die deutsche Sprache der erste und entscheidende Schlüssel.

 

Über 20.000 DeutschlehrerInnen arbeiten professionell an der Vermittlung dieser Schlüsselkompetenz. Wir, das Aktionsbündnis DaF Hannover, vertreten die hiesigen Lehrkräfte. Und uns reicht’s!

 

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2013 ist zu den Integrationskursen festgehalten: „Wir wollen sie qualitativ weiter verbessern (Differenzierung nach Zielgruppen, Kursgrößen und angemessene Honorierung der Lehrkräfte).“ Was ist geschehen? So gut wie nichts!

 

Die allermeisten von uns sind (Schein-) Selbstständige. Das bedeutet, wir bekommen für geleistete Stunden von den Bildungsträgern Honorar. Das bedeutet, wir sind im Krankheitsfall nicht abgesichert, bekommen keinen bezahlten Urlaub. Wir bezahlen vor allem 100 % der Kranken- und Rentenversicherung selbst. Und das wiederum bedeutet, dass wir nach Abzug von Steuern bei Vollbeschäftigung (30 Unterrichtsstunden und mehr) von 1000 – 1300 € netto leben müssen. Die wenigen festangestellten Lehrkräfte kommen auch nur auf einen ähnlichen Verdienst.

 

Wir haben alle studiert, haben akademische Abschlüsse, die Zusatzqualifikation Deutsch als Zweitsprache und oft langjährige Erfahrung. Wir sind Profis und leben doch in prekären Verhältnissen. Das Ausbleiben von nennenswerten Honorarerhöhungen seit Jahren führt zu realem Einkommensverlust, Altersarmut ist programmiert.

 

Die Bildungsträger bekommen finanzielle Zuweisungen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF), das dem Bundesinnenministerium untersteht. Der Deutsche Volkshochschulverband hatte eine Erhöhung der Trägerpauschale auf 4,40 € gefordert, was einem Stundenhonorar von 51 € entspräche. Die kürzlich beschlossene Erhöhung von 2,94 € auf 3,10 € pro Teilnehmerstunde ist ein Hohn! Sie spiegelt die Geringschätzung unserer Arbeit!

 

Wir unterrichten Deutsch nicht nur in Alphabetisierungs- und Integrationskursen, wir unterrichten auch auf höherem Niveau (B2, C1 und C2), um unsere TeilnehmerInnen zur Aufnahme einer qualifizierten Arbeit oder eines Studiums zu befähigen. Das in Integrationskursen angestrebte Niveau B1 reicht dafür nicht. Nicht nur Flüchtlinge, auch andere Zuwanderer, oft aus dem Süden der EU, angehende Ärzte und Pflegekräfte, Handwerker, Facharbeiter, Ingenieure und IT-Spezialisten lernen bei uns Deutsch.

 

Und wir vermitteln nicht nur die Sprache, sondern auch Grundlagen in deutscher Geschichte, Kultur und Politik und damit Orientierung in unserer Gesellschaft und ihren Werten. Das alles geht nicht digital, sondern nur von Mensch zu Mensch! Von unserer Arbeit hängt es maßgeblich ab, ob Integration gelingt oder nicht.

 

Zitat aus dem Koalitionsvertrag zum Thema Sprachkurse: „Die Wirtschaft soll dabei mit einbezogen und muss ihrer Verantwortung gerecht werden.“ Bei uns SprachlehrerInnen kommt ein Beitrag der Wirtschaft nicht an, obwohl die deutschsprechenden Arbeits- und Fachkräfte händeringend gesucht werden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer versprach im November 2015: „Die deutschen Unternehmen sind bereit, ihr Möglichstes zu tun.“ Und forderte zugleich, dass alle Flüchtlinge rasch an Sprachkursen teilnehmen müssten. Warum beteiligt sich die Wirtschaft nicht an der Finanzierung der sprachlichen Qualifizierung der späteren Fachkräfte?

 

Der Bedarf an Sprachkursen steigt unaufhörlich, damit auch der Bedarf an SprachlehrerInnen. (80% sind Frauen, die Lohnungleichheit der ‚weiblichen Berufe‘ ist offensichtlich.)

 

Wenn unsere Arbeits- und Zukunftsperspektive so prekär bleibt, wie sie ist, werden immer mehr DaF-Lehrkräfte in die öffentlichen Schulen abwandern, und es werden kaum mehr Nachwuchskräfte diesen Beruf wählen. Eine Katastrophe angesichts dieser gesellschaftlich so wichtigen Aufgabe!

 

Wir fordern ein unserer Ausbildung und Qualifikation angemessenes Einkommen, angeglichen an das Gehalt von BerufsschullehrerInnen, in Festanstellung oder als Honorarkräfte.

 

Wir fordern ein Stundenhonorar von 60 €. • Wir fordern bezahlten Urlaub (wie er uns gemäß § 12a des Tarifvertragsgesetzes zusteht).

 

Wir fordern Zugang zu sozialen Rechten.

 

Wir fordern eine deutliche Erhöhung der Trägerpauschale des BaMF.

 

Schluss mit der desaströsen Minimalfinanzierung! Wir appellieren an Sie als Entscheidungsträger, unseren Forderungen nachzukommen. Wir appellieren dringend an alle übrigen, auch an die Öffentlichkeit, sich für unser Anliegen einzusetzen.

 

Für das Aktionsbündnis

Kathrin Meyn (Bildungsverein Hannover)

Cornelia Trabandt (Bildungsverein Hannover)

Mark Holthoff (ISK Hannover, Institut für Sprachen und Kommunikation)

Unsere Aktivitäten

 

19.01.17 Das Aktionsbündnis DaF Hannover setzt sich in einer Anhörung im hannoverschen Stadtrat für eine Anhebung der Honorare in allen Deutschkursen der von der Stadt geförderten Träger auf 35 €. Die HAZ berichtet.

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15.11.16 Vertreter*innen des Aktionsbündnisses DaF Hannover führen im Rathaus ein Gespräch mit der Bildungsdezernentin der Stadt Hannover und dem Leiter der VHS Hannover.

 

!!! 17.08.16 "Die Integration geht baden" lautet das Motto der Aktion, mit der das Aktionsbündnis Deutsch als Fremdsprache Hannover auf die prekären Einkommens- und Arbeitsverhältnisse aufmerksam machen will. Es berichten

Deutschlandradio KulturNDR, SAT.1, radio ffn, Neue Presse, Die WeltFOCUSNews4teachersBildHAZ,ZDF Twitter u.a. 

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Presseerklärung Die Integration geht ba
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18.07.16 Aktionsbündnis DaF Hannover setzt sich in seinen Schreiben an das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie an die Fraktionen des Stadtrates von Hannover für eine Anpassung der Honorare in den Nicht-Integrationskursen an die Mindestvergütung in den Kurses des BaMF ein.

 

07.07.16 arte berichtet über das Aktionsbündis DaF Hannover und prekäre Arbeits- und Einkommensverhältnisse.

 

21.06.16 Gespräch mit der Ratsfraktion der Grünen

 

19.05.16 Gespräch mit Kerstin Tack (MdB, SPD)

 

10.05.16 Gespräch im Landtag mit Almuth von Below-Neufeldt (MdL, FDP)

 

01.05.16 Auch wir marschieren am 1. Mai mit. Mehr Photos

 

28.04.16 Gespräch mit der der CDU-Ratsfraktion

 

21.04.16 Gespräch Sven Christian Kindler (MdB, Bündnis 90 / Die Grünen)

 

19.04.16 Gespräch mit Edelgard Bulmahn, der Vizepräsidentin des Bundestages

 

15.04.16 "Schlüssel-Aktion" am Neuen Rathaus

 

11.04.16 Zweites Gespräch im Landtag mit der SPD und den Grünen (Arbeitskreis Wissenschaft und Kultur)

 

22.03.16 Gespräch mit der Ratsfraktion der SPD im Stadtrat von Hannover

 

16.03.16 Teilnahme an der Ersten Niedersächsischen Integrationskonferenz im Rahmen des Bündnisses "Niedersachsen packt an!", in dem wir engagiert sind.

 

15.03.16 Gespräch mit der Ratsfraktion der Linken im Stadtrat von Hannover

 

17.02.16 Demonstration im Zentrum Hannovers und anschließend zwei Gespräche im Niedersächsischen Landtag - eins mit der SPD und den Grünen und eins mit der CDU.

 

27.02.16 Pressekonferenz

 

21.01.16 Offener Brief an Politik und Wirtschaft

 

25.11.15 Gründung des Aktionsbündnisses DaF Hannover in den Räumen der GEW